SV Orsingen-Nenzingen – ESV Südstern Singen: 2:3 (1:1)
Vier Fäuste für drei Punkte.
Fußball, das sind Zweikämpfe, Tore, Emotionen. Tränen der Freude und solche der Enttäuschung liegen auf einem grünen, durch weißen Kalk begrenzten Spielfeld, nur wenige Meter voneinander entfernt. Auf der einen Seite jene, die die Arme vor Ekstase in die Luft reißen und sich nach dem Torerfolg zu kindlichen Gesten hinreißen lassen. Auf der anderen Seite gestandene Sportler, deren durchtrainierte Beine vor Verzweiflung plötzlich nachzugeben scheinen. Fußball begeistert. Genau deshalb. Und weil er in seinen Grundstrukturen einfach ist, messbar, diskutierbar auch.
Fußball ist aber längst mehr als nur das Aufeinandertreffen zweier mehr oder weniger verfeindeter und in Vereinsfarben gekleideter Mannschaften. Gerade in den Amateurligen verbindet Fußball. Schafft Menschen unterschiedlichster Herkunft, Religion, Bildung, losgelöst ihres Geschlechts und Alters eine gemeinsame Heimat. So gehen der Maurer und der Doktorand Woche für Woche mit ein und demselben Ziel auf das satte Grün. Beleuchten einen Diskurs, der in der Arbeitswelt unvorstellbar wäre, aus unterschiedlichsten Teilen der Gesellschaft. Unterstützt von frenetischen Vereinsoffiziellen und Fans, die bereits sind, ihre Freizeitplanung einem Spielplan unterzuordnen. Fußball verbindet Menschen. Auf und neben dem Platz. In Kummer und im Sieg. In der Kreisliga, in der Bundesliga. In Deutschland, in Europa und auf der Welt.
Nun hat der Fußball in seinen weit über 100 Jahren Geschichte viel erlebt. Auf den Sportplätzen der Amateurclubs und in den Stadien der Welt. Und dennoch, schreibt er immer wieder neue, unerwartete und leider auch erschreckende Geschichten. Nämlich dann, wenn Menschen die Werte des Sports und dessen inklusiven Ansatz anstelle des runden Leders mit ihren Füßen treten. Dann werden Erfolg und Misserfolg, Freud und Leid, Sieg und Niederlage zum Nebenschauplatz. Wenn statt Tore Fäuste fliegen, wenn Worte nicht mehr ausreichen, um das Erlebte zu verarbeiten, wenn Jagdszenen nicht dem Ball, sondern Mitmenschen gelten, dann schreibt der Fußball seine traurigsten 90 Minuten.
Was sich am 14.05.2023 nach der Begegnung zwischen dem SV Orsingen-Nenzingen und den „Gästen“ aus Singen abspielte, hat auf einem Fußballfeld ebenso wenig Platz wie in der Gesellschaft. Gewalt ist keine Meinung und wird auch nie eine sein. Was genug ist, ist genug. Wenn Toleranz zum Paradoxon und der rationale Diskurs verweigert wird, gilt es das Recht in Anspruch zu nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden.
Der SV Orsingen-Nenzingen distanziert sich von jeglicher Form der Gewalt. Heute und bis zum letzten Tag seines Fortbestehens.