KLA: Own Goal

SV Orsingen-Nenzingen – SV Volkertshausen: 1:0 (0:0)

Sie machen den Fußball erst interessant, liebenswert, spannend auch. Weil sie dafür sorgen, dass nicht nur Strategie, Leistungsvermögen und Charakter über Sieg und Niederlage entscheiden. Weil sie uns schmunzeln lassen. Umso höher die Spielklasse, desto mehr zaubern sie dem neutralen Zuschauer ein Grinsen auf das mit Senf verschmierte Gesicht. Denn gerade dann, wenn sie in den großen Stadien der Welt von unzähligen Kameras eingefangen werden, ist die Schadenfreude besonders hoch. Dann hält sich die Rede von grandios verunglückten Rückpässen, vollkommen misslungenen Klärungsversuchen, folgenschweren Fehlgriffen besonders lang.

So lacht sich noch heute die ganze Fußball-Nation, jung und alt, über das unfassbare Kopfball-Eigentor eines langhaarigen bosnischen Schlussmanns in Diensten des FC Energie Cottbus schlapp. Zwischen der Unterstellung von Absicht und der Absprache von überhaupt irgendeinem Funken Talent ging ein gewisser Tomislav Piplica nicht etwa aufgrund einer besonders tadellosen Leistung, sondern eben wegen seines gruseligen Selbsttors vor mittlerweile schon 20 Jahren in die voraussichtlich ewige Fußballgeschichte ein. Dabei ist es doch völlig egal, ob in Gänze selbstverschuldet oder letztlich nur selbst erzielt: Jedes Eigentor steht für sich und für die schlicht und ergreifend erniedrigendste Seite des Fußballs. Dieser Moment, diese Sekunde, wenn der Ball über die falsche der beiden Torlinien rollt. Wenn die Hoffnung, den Fauxpas rückgängig zu machen, langsam schwindet und spätestens mit dem im Netz zappelnden Ball ihr jähes Ende findet. Meist ausgerechnet von solchen Spielern erzielt, die ihr letztes Trikot für das Vermeiden eines Gegentreffers geben würden. Ausgerechnet sie sind dann selbst Ursache und Auslöser eines solchen.

In der Partie zwischen dem SV Orsingen-Nenzingen und den Gästen aus Volkertshausen entschied eben ein solches Eigentor über Sieg und Niederlage. Die Partie. Klar, der Gastgeber aus Orsingen-Nenzingen, mit Aufstiegsambitionen auf dem Papier, war über 90 Minuten die bessere Elf auf dem Platz. Hatte den Torschrei mehrfach auf den Lippen, ließ defensiv kaum etwas zu. Der Gegner hielt mit vielbeiniger Abwehrreihe und großem Einsatz dagegen. Verteidigte Angriff um Angriff. Um dann eben doch einen entscheidenden Fehler zu viel zu machen. So war der einzige Grund zu jubeln, an diesem Sonntagnachmittag dann fremdbestimmt. Über Eigentore jubelt man bekanntermaßen anders. Nicht wirklich ausgelassen. Schließlich gibt es keinen Helden, keinen Torschützen zu ehren.

Aber spätestens nach Dusche und Schlachtplatte war vergessen, wer eigentlich nun für den Sieg des SV Orsingen-Nenzingen verantwortlich war. Der Asbach schmeckte. Und längst wurde nicht mehr über das Eigentor, sondern den nächsten Dreier geschmunzelt.

SV Orsingen-Nenzingen

1Matthias Stemmer
5Nils Kox
4Steffen Maier
2Marco Grabert
7Nico Veit 8
15Manuel Probst
14Felix Buhl
9Robin Trisner 10
6Philipp Naumann 13
19Kevin Stehle 11
8Lennart Feldt 7