SV Orsingen-Nenzingen – FC Wahlwies: 10:1 (3:1)
Sie sind schallend, vernehmbar deutlich, eindeutig offensichtlich. Weil der eine Konkurrent, dem anderen nichts entgegenzusetzen hat. Nichts, als immerhin die Moral, die 90 Minuten irgendwie über sich ergehen zu lassen. Nichts, als rechtzeitig anzuerkennen, dass der Mut des David dieses Mal mehr Übermut als wahre Chance wäre. Im Nachgang solcher Begegnungen wird dann meist von historischen Siegen und bedeutungsschweren Niederlagen gesprochen. Zuletzt kam der VfL Bochum beim deutschen Branchenprimus aus München unter die Räder. Die Anzeigetafel in der Allianz-Arena zeigte kurz vor Ende des Aufeinandertreffens im deutschen Fußballoberhaus, dort wo es angeblich keine Kleinen mehr gibt, einen Unterschied von immerhin 7 zu 0 Toren. Es mag keine kleinen mehr geben – aber noch immer größere und Große.
Im Sportpark des SV Orsingen-Nenzingen gibt es keine solche moderne digitale Anzeige. Nun hat es auch etwas Gutes – einerseits ist der aktuelle Spielstand zumindest immer noch beim Nebenmann vom Nebenmann oder im Notfall beim Schiedsrichter zu erfragen, andererseits steht die Schmach so zumindest nicht übergroß auf einer emotionsbefreiten Tafel, die zwar nur auf Nullen und Einsen hört, gleichermaßen aber mühelos bis sieben zählt. Spätestens dann, wenn der eigene Schlussmann wieder einmal mehr Eier aus dem Nest sammelt, als ein Kinderhort in Berlin Spandau an Ostern ist jedem klar, warum es gut war, doch kein Fußballprofi geworden zu sein. So begaben sich die tapferen Kicker des FC Wahlwies am Sonntagabend zwar sicherlich nicht glücklich auf ihre Heimreise, aber zumindest im sicheren Wissen ihre Niederlage nicht noch Jahre später in den von Günther Jauch präsentierten Highlights des gerade abgelaufenen Jahrzehnts wieder und wieder mitanschauen zu müssen.
Dabei startete die Begegnung im Sportpark aus der Sicht der Gäste optimal. Nach zwei Minuten traf Alexandro Metterhauser zur frühen Führung für den Tabellenletzten. Der SV Orsingen-Nenzingen reagierte wie der große Bruder, dem der kleinere soeben mit voller Wucht vors Schienbein getreten hatte. Die Wut der Heimelf entlud sich vorerst zwar nicht wirklich in spielerischem Glanz, wohl aber in Form dreier Tore vor dem Pausenpfiff. Daniel Stemmer, Steffen Schneider nach Eckbällen und Florian Wochner per Fernschuss hießen die Torschützen.
Nach dem Seitenwechsel groteske weil handballeske Zustände im Sportpark. Die Gäste aus Wahlwies taumelten wie der komatöse Sparringspartner der Klitschko-Brüder von der einen in die andere Ecke des Rings. Trisner, Veit, Schädler, Stehle per Foulelfmeter und Felix Buhl trafen – rien ne vas plus. Nichts geht mehr. 10:1 – Abpfiff. Für den SV Orsingen-Nenzingen war es der höchste Sieg seiner Geschichte. Und dennoch hielt sich der Jubel darüber in Grenzen. Zu vorhersehbar, zu einfach, zu wenig emotional war er – dieser Erfolg. Drei Punkte. Weiter geht’s.