KLA: Was ein Spacken

SG Stahringen/Espasingen – SV Orsingen-Nenzingen: 0:2 (0:1)

Sonntag Viertel nach acht. Kein Tatort. Schwarze, grüne und rote Balken stattdessen. Jamaika, Ampel, Überhang- und Ausgleichsmandate, die Geburt der Zitrus-Boys. Bilder und Emotionen, ausdrucksvoll, niemals aber druckfähig kommentiert von Ede „Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten in den Flughafen Franz Josef Strauß.“ Stoiber, Carsten Maschmeyer und DJ Ötzi. Es benötigt keine Dissertation, keinen geschönten Lebenslauf um festzustellen: es ist Wahlsonntag in Deutschland.

Und zwischen Wahlurne und Hochrechnung passen immer noch 90 Minuten Kreisliga-Fußball. In Espasingen beispielsweise. Dort zu Gast, die erste Mannschaft des SV Orsingen-Nenzingen. Der Start der Gäste famos. Jung, dynamisch, schwungvoll, mitreißend auch. Wie Phönix aus der Asche, wie Baerbock aus dem scheinbar Unscheinbaren. Raus aus dem Schatten der alten weißen Herren, vorbei an Freund und Feind, die Vergangenheit kennend, die Zukunft gestaltend. Langer Ball, kurzer Sinn: Stemmer aus dem eigenen 16-Meterraum auf Buhl am gegnerischen. 1:0 für den SV Orsingen-Nenzingen. Doch der furiose Aufstieg sorgt gleichermaßen für dünnere Luft. Kleinere Fouls, Unsauberkeiten, vergebene Chancen. So gelingt es nicht, den Sack früh zuzumachen, die Gunst des Moments schon schnell in entscheidend Zählbares umzusetzen. Die Partie zu entscheiden, bevor überhaupt jeder die große Arena betreten hat. Auch gegen die SG Stahringen/Espasingen gelingt es unserer Truppe nicht, sich entscheidend von der scheinbar unterlegenen Konkurrenz abzusetzen. Schädler, Daniel Stemmer, Wochner, Trisner. Chancen gibt es zuhauf – genutzt werden die wenigsten.

So werden die Seiten gewechselt und im sicheren Wissen, der Vorsprung ist längst noch nicht uneinholbar, sucht der Unterlegene sein Heil in der Offensive. Setzt den Gegner unter Druck, spielt mit allen Mitteln an der Grenze des Erlaubten und wähnt das Momentum plötzlich auf seiner Seite. Foul Schneider, Tiefschlag, kein Einschlag, aber offener Schlagabtausch. Maier vereitelt einen Abschluss in letzter Sekunde. Durchatmen, sich auf das Wesentliche besinnen. Auf das, was immer zieht. Was die Unterstützer jubeln lässt. Ganz unverblümt und ohne Schleifen und rosa Rüschen. Schädler – rums. 2:0. Die Vorentscheidung. Im Wissen den Vorsprung nicht mehr abzugeben, in der Gewissheit des sicheren Sieges geht sie dann los: die Jagd um den größtmöglichen persönlichen Erfolg. Der Sockel des eigenen Denkmals – ein guter Tag ihn zu gießen. Einmal Mann des Tages. Didiman. Spieler des Spiels. Südkurier-Artikel – mit Bild vielleicht. Es den größten im Team nachmachen. Oder zumindest denen, mit den größten Fußstapfen. Doch es ist bekanntlich noch kein Lenk vom Himmel gefallen. Getreu dem Motto „besser eine krüpplige Statuette, als gar kein Selbstbild“ wird dennoch auf eigene Faust gewurstelt. Der Nebenmann versehentlich übersehen. Nicht immer schlecht, aber selten gut. Patrick Stemmer an den Pfosten, Trisner scheitert am gegnerischen Schlussmann. Abpfiff.

Schlussendlich wird ON-Trainer Paolantonio kühl und besonnen von einem Erfolg sprechen. Dabei lächeln und dennoch wissen, es folgt noch eine Menge Arbeit.

SV Orsingen-Nenzingen

1Matthias Stemmer
2Marco Grabert 12 61'
4Steffen Maier
5Nils Kox
14Felix Buhl 6'
8Nico Veit
9Robin Trisner
12Jannik Link 2 61'
19Patrick Buhl 13 66'